Bundesschwester Kathrin
Aus innerster Gewißheit, daß ein Lebensbund gekoppelt an die Grundprinzipien Aufrichtigkeit, Treue und Ehrlichkeit, begründet auf Charakterfestigkeit, Feingeist und akademischem wie gesellschaftlichem savoir-vivre und fest verankert im traditionellen Werte-, Normen- und Moralkodex des gemeinsamen Miteinanders, sehr wohl unter Damen gelebt werden kann, trat ich zusammen mit den mir gleichgesinnten und weit über die Verbindung hinaus sehr eng befreundeten Bundesschwestern im Februar 2013 – mit bestem Wissen und Gewissen und zum gegenseitigen Wohle beider Lager – aus der ADV Selenia aus und begründete die Akademische Damenverbindung Bavaria Aurea mit.
Einer couleurstudentischen Korporation nicht nur passiv anzugehören, sondern das Lebensbundprinzip aus freiem Willen, gerne und aus tiefster Überzeugung – jede selbstverantwortlich und individuell nach ihrem Mögen und Vermögen – aktiv und bewußt mit einem natürlichen Selbstverständnis auch im Privaten zu leben, Bundesschwesterlichkeit im Alltag zu praktizieren, dem Menschen in allen Lebenslagen würdevoll ein Mensch zu sein und sich weit über den Bund hinaus selbstverständlich aber selbstlos füreinander wie für Andere einzusetzen, haben wir uns bei unserer Gründung auf die Fahne geschrieben.
Primärer Fokus lag dabei von Anfang an nicht nur darauf, unsere Anliegen als reine Damenverbindung gemeinsam nach innen und außen dynamisch auszubauen, weiterzuentwickeln und zu optimieren, sondern auch darauf, uns als Bundesschwestern aufeinander einzulassen. Denn nur, wenn die Grundbereitschaft bei allen Mitgliedern gegeben ist, sich offen, ehrlich, aufrichtig, herzlich, nachsichtig, verständnis- und respektvoll zu begegnen aber ebenso auch mit Humor, Geselligkeit und Freude an unserer gemeinsamen Sache, kann man geschlossen als Bund an einem Strang ziehen. Der Strang an dem wir Bavarinnen gemeinsam und Hand in Hand ziehen, sind unsere sich einander bedingenden Prinzipien Scientia, Amicitia & Humanitas. Für diese drei tragenden Säulen unseres Bundes stehen wir bedingungslos ein.
Als weitere Grundpfeiler unserer eingeschworenen Gemeinschaft begreife ich neben der Verschwiegenheit hinsichtlich unserer Bundinterna, dem gewissenhaften Umgang mit untereinander oder von außen anvertrauten Anliegen und der Wahrung unserer Conventsgeheimnisse, dem natürlichen selbstlosen, verantwortungsvollen und loyalen Miteinander auch das stetige Arbeiten an sich selbst, der Promotion bzw. vielschichtigen und ganzheitlichen Weiterbildung der eigenen Person und Persönlichkeit, der Festigung des Charakters, der Förderung des Geistes, den Mut zur Selbstreflexion und zum Authentisch sein, wie auch das gegenseitige voneinander lernen.
Die Freiheit und Achtung des Einzelnen in Meinung & Rede als oberste Prämisse und höchstes, unantastbares Gut innerhalb unserer couleurstudentischen Vereinigung, bildet neben der Wahrung der bzw. Toleranz gegenüber der Eigenpersönlichkeit und dem singulären Wesen jedes Mitglieds den Garanten dafür, daß unser Bund nicht nur das doppelte Netz und der doppelte Boden, sondern auch ein immer von der demokratischen Mehrheit getragenes wohlwollendes Korrektiv & konstruktives Regulativ für jede Bundesschwester ist – und zwar in allen Lebenslagen.
Die Individualität jedes einzelnen Mitglieds macht uns als Ganzes aus, ja vielmehr formiert sich der lebendige Bund überhaupt erst aus der Gesamtheit aller eingebrachten Ideen und Einzelleistungen. Jede von uns bildet eine wichtige, einzigartige und wesentliche Komponente innerhalb unseres Bundes, bringt einen anderen Aspekt bzw. andere Fähigkeiten und Kompetenzen ein. Jede Bundesschwester als selbstbestimmtes und verantwortungsbewußtes Individuum ist ein Teil des Ganzen – pars corporis societatis.
Und trotz, vielmehr gerade aufgrund dieser Bandbreite und Verschiedenartigkeit unserer Charaktere und Naturelle – von in sich ruhend, besonnen und bedacht, über regulierend, ausgleichend und vermittelnd, innovativ, kreativ und originell bis hin zu heißblütig, stürmisch-wild und naturgewaltig – gehen wir alle selbstverständlich d’accord was das Leben nach unseren Prinzipien betrifft. Wie fad, langweilig und reizlos wäre es doch, wenn wir alle vom selben homogen formierten Einheitstypus wären.
Mir als Fuxmajora (Sommersemester 2014) liegt besonders daran, unseren jungen Mitgliedern aktiv zu helfen, ihren Weg zu finden und sie – vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungswerte – auf diesem zu begleiten, sie dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es im Leben ist, sich zu trauen, zu seinen eigenen Ansichten, Meinungen und Überzeugungen zu stehen, Vieles kritisch zu hinterfragen, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen, Rückgrat zu beweisen, sich treu zu bleiben und sich nicht gegen die eigene Auffassung Meinungen Anderer zu unterwerfen, sondern getreu Goethes Worten: „Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten, Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen“.
Ebenso möchten wir unseren Füxen auch unser Wissen, unsere Kenntnisse und nicht zuletzt auch unsere Erkenntnisse die das Leben mit sich bringt, zuteil werden lassen und ihnen die Umgangsformen und die Verhaltensregeln für das Bewegen auf den verschiedensten Parketten mitgeben.
Unsere Freundschaft ist ein aus vielen Fäden der gemeinsamen – leid- wie freudvollen – Erfahrung geknüpftes, wetter- und witterungsresistentes, reißfestes Band. Und gemäß dem Leibniz-Prinzip „Das Zeichen schließt auf das Bezeichnete und repräsentiert dasselbe“ tragen wir als äußeres sichtbares Attribut unseres Lebensbundes das dunkelblau-weiß-hellblaue Band in dem wir neben unserer Treue zueinander auch der tiefen Verbundenheit und der Liebe zu unserem Heimatland einen adäquat-würdevollen Tribut zollen wollen.
Patria est, ubicumque est bene! Für uns alle – egal ob eingeboren oder zugereist – ist Bayern und speziell unser München – Heimat. In diesem Sinne fühlen wir uns unserem Land, seinen Traditionen, Sitten und Gebräuchen, der Kultur und Natur ebenso herzlich verbunden wie den Leuten mit ihrer einzigartigen urtypisch bayerischen Mentalität, die weit über die Landesgrenzen, dem „Weißwurschtäquator“, hinaus bekannt und beliebt ist. „Mia san halt einfach mia“ – nicht zuletzt deshalb, weil wir so viele Facetten in uns haben. Doch so sehr sich das Spektrum der möglichen bayerischen Gemütszustände auch in seinen markanten Ausprägungen fächern mag – von gemütlich, gesellig und griabig über wahrheitsliebend, geradeheraus und verläßlich, willensstark, beherzt und couragiert bis temperamentvoll, „hoaglbuachan“ oder „hundszwider“ – das Herz ist immer am rechten Fleck. An dieser Stelle möchte ich besonders auf Thomas Grasberger verweisen, der sich in seinen einschlägigen Werken mit zwei besonders bekannten Spielarten urbaiuwarischer Eigenheit – nämlich dem „Grant“ als „der Blues“ und dem „Stenz“ als „der Lust des Südens“ intensiv auseinandersetzt.
Für mich ist der Bund, durch dessen Adern unser aller Herzblut fließt, auch zu einer Familie geworden. Zu wissen, daß, egal was kommt, meine Bundesschwestern ebenso für mich da sind, wie ich für sie, ist grade in der heutigen schnellebigen Zeit, in der die meisten nur noch oberflächlich und auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind oder Leistung nur für eine auf Vorkasse zugesicherte entsprechende Gegenleistung im Sinne eines streng reglementierten do ut des erbringen, längst keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr haben wir uns auch dem Lebensbundprinzip Amicitia nostra immortalis est verschrieben, in der das quid pro quo im Sinne wahrer und bedingungsloser Freundschaft gelebt wird.
Und daß bzw. wie dieses selbstlose Geben und Nehmen bei uns als „common law“ gelebt und praktiziert wird und eben keiner expliziten schriftlichen Fixierung bedarf um zu funktionieren, beweist, wie sehr wir uns alle selbstredend denselben Werten und Normen verpflichtet fühlen. Genau das macht unsere ADV Bavaria Aurea aus.
Das gegenseitige Wertschätzen lernen jedes Bundesmitglieds ist dabei der Schlüssel, unser Gründungsanliegen auch in die uns nachfolgenden Generationen zu übermitteln. Denn das, was wir nach innen leben, strahlen wir auch nach außen aus und ziehen gemäß dem Prinzip der Resonanz genau auch das wieder an.
Jetzt habe ich meinem Ruf als Geisteswissenschaftler mal wieder alle Ehre gemacht aber es war mir ein Herzensanliegen, die Frage, wieso ich Bundesschwester geworden bin, etwas näher auszuführen. Auf daß sich viele Leserinnen von unserer couleurstudentischen Vereinigung angesprochen fühlen und sich aus freiem Willen unserem Bund anschließen mögen.